Montag, 12. Dezember 2011

Notizen aus der Provinzhauptstadt: „Spende Ullrich Sierau“


Bestechungsverdacht gegen Dortmunder OB

"Die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht, also müssen wir nichts erklären.“ So einfach wie ihre ungenannte Sprecherin es hoffte, wird die Dortmunder SPD sich nicht aus dem Anfangsverdacht eines Ermittlungsrichters davonstehlen können, OB Sierau sei von den Immobilienentwicklern Kölbl und Kruse (Essen) mit knapp 10.000 € bestochen worden. Als kleines Dankeschön, dass die Spender direkt neben dem „Dortmunder U“, an einer der prominentesten Ecken der Stadt einen brutalen Bürokomplex hinklotzen durften und im weiten Umkreis des U-Turms auch sonst noch ins Geschäft kommen mögen. Dumm gelaufen, dass bei den Ermittlungen gegen den Duisburger OB Sauerland (Loveparade) der Ermittlungsrichter Schunzik zufällig über den Namen Sierau und eine Kontonummer der Dortmunder SPD stolperte…

Das passt wie die Faust aufs Auge zum „Dortmunder U“. Zeitgleich zum Deal mit Kölbl-Kruse entwickelte sich ein paar Meter weiter die Größenwahn-Idee des damaligen OB Langemeyer und seines Planungsdezernenten Sierau, ein stillgelegtes Kellereihochhaus einer Großbrauerei erst zum Museum, dann gar zum „Kreativzentrum“ aufzumotzen, in ein Fass ohne Boden.

Ein verdächtiges G’schmäckle hatte es schon, als die Brauerei, nachdem ein Investor für den morschen Bau abgesprungen war, die denkmalgeschützte Ruine für 1 € an die Stadt verschenkte. Die Umbaukosten zum Museum schätzten Wirtschaftsprüfer 2005 auf 34,5 Mio €. Dann kam eins zum andern. 2008 waren es schon 45,8 Mio. Bis heute wurden daraus 84 Mio. Mit allerlei Schattenspielen umging man die Fördergrenzen der EU. Und immer noch müssen Schäden an der maroden Bausubstanz nachgebessert werden. Ende offen.

Noch dramatischer explodierten die laufenden Betriebskostenzuschüsse aus dem Stadthaushalt für das U. Ging die Schätzung 2008 von 3,8 Mio € aus, waren es 2010 schon 4,9 Mio – 2011: 6,1 Mio – 2012: 9,6 Mio – 2013: 10,2 Mio €, auch hier kein Ende absehbar. Dafür werden die Betriebskostenzuschüsse für die anderen städtischen Kulturbetriebe um 2,3 Mio € gekürzt (26,5 Stellen gestrichen) – für das Theater um 1,3 Mio – Sport- und Freizeitbetriebe um 1,8 Mio und und und.

An diesem „Leuchtturm der Westfalenmetropole“ haben sich Dutzende Unternehmer goldene Klobrillen verdient. Damit kommen wir zurück auf die Dortmunder SPD und ihren neuen OB Sierau, die das alles zu verantworten haben: Ob auch Sierau’s Klobrille…? Aber nein, er hat bestimmt wieder nichts gewußt – sowenig wie vom 150-Millionen-Haushaltsloch seines damaligen Chefs Langemeyer. Wenn nicht wieder „Kommissar Zufall“ ermittelt, von der Dortmunder SPD werden wir es nicht erfahren. Und von der Dortmunder Staatsanwaltschaft wohl auch nicht. Warum die dem Bestechungsverdacht gegen Sierau nicht nachgeht, kann Ermittlungsrichter Schunzik „nicht nachvollziehen,“ schreibt er. – Können Sie’s?

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