In der nächsten Woche berät
das EU-Parlament den Bericht einer Sonderkommission, nach dem sich in der EU
3.600 kriminelle Organisationen tummeln, die 880.000 Sklavenarbeiter ausbeuten
und wirtschaftliche Schäden in dreistelliger Milliardenhöhe anrichten. Alarmierende
Zahlen. Doch verschleiern sie das eigentliche Problem.
Der Bericht erfasst
Menschenhandel, Sexausbeutung, Korruption und Geldwäsche. Stimmenkauf vor
Wahlen, auch in einigen europäischen Ländern massenhaft üblich, gilt nicht als
kriminell. Fast alltäglich lesen wir Meldungen über irgendeine Durchstecherei
in irgendeinem Konzernvorstand oder Aufsichtsrat: Da geht es um Veruntreuung, Steuerbetrug,
Subventionsschwindel, Insolvenzverschleppung (auch ganzer Länder wie
Griechenland), Verbrauchertäuschung, irreführende Werbung, unlauteren
Wettbewerb, Preisabsprachen, Kartelle und Monopole, Wirtschaftsspionage,
Produktpiraterie, Datenmissbrauch, Zockerei mit Nahrung und Rohstoffen,
Umweltvergiftung, Lebensmittelpanscherei, Geheimhaltung lebenswichtiger
Erfindungen, um Erpressung schwächerer Konkurrenten mit Wettbewerbsvorteilen,
ungleiche Handelsbeziehungen, Waffenlieferungen in Krisengebiete, Aufrüstung
von Bürgerkriegstruppen, gewaltsame Niederschlagung von Streiks und Aufständen,
Ermordung von Gewerkschaftern und Bauernführern, es geht um Niedriglöhne
unterhalb des Existenzminimums, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, Raubbau
an der Gesundheit und und und. All das ist untrennbar verwoben in den Alltag
der kapitalistischen Wirtschaft.
Kriminelle bedrohen Europa?
Viel schlimmer: die private Profitwirtschaft ist das Verbrechen. Wie der
englische Ökonom T.J.Dunning sagte (zitiert von Karl Marx in Das Kapital, Band
I, Seite 788):
„Mit entsprechendem Profit
wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20
Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent
stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es
existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens.“
Aber darüber berät das
EU-Parlament nächste Woche nicht.
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