Im dritten Anlauf hat Deutschland seine endgültige, naturgewollte Regierungsform gefunden. Mitten im fetten Gras des Freigeheges scharrt die schwarz-rot gefleckte Glucke, schmeißt geschäftig die preisgekrönten Hinterkeulen, allein mit der natürlichen Autorität der Urmutter lenkt sie ihre freilaufende Hühnerschar um alle Pfützen der marktkonformen Demokratie. Ein Küken so schwarz-rot gesprenkelt wie das andere, eilen sie hinter Mutti her, ohne dass diese einmal „Basta!“ brüllen müsste.
Doch neben dem idyllischen
Bild vom glücklichen Hühnerhof bedient Mutti weitere den Deutschen heilige
Folklore-Klischees. Ein bißchen schwäbische Hausfrau, ein bißchen Queen von
Bayreuth, ein bißchen Grande Dame, die auch den mächtigsten Präsidenten der
Welt schlicht auf deutsch erklärt, wo’s lang zu gehen hat.
Das ganze Parlamentsgedöns können
wir uns ab jetzt sparen. Wahlen haben nur noch den Sinn, von Zeit zu Zeit zu
kontrollieren, ob das Hühnervolk noch zufrieden ist mit seiner Mutti. Das
erkennt man schon auf den ersten Blick an der Zu- oder Abnahme der grell
signalfarbenen „Oppositions“-Küken im schwarz-roten Meer: Je nachdem welche
Signalfarbe zunimmt, muss Mutti vielleicht ein schwarzes Küken gegen ein etwas
röteres austauschen oder umgekehrt. So ist sogar Opposition noch zu etwas
nützlich.
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