Freitag, 5. September 2014

Notizen aus der Provinzhauptstadt: Neues von Dortmunds antisozialem "Strukturwandel"


Dem Ratsausschuss für Wirtschaftsförderung liegen jetzt zwei Verwaltungsberichte vor, die ungewollt die unsozialen Folgen des Umbaus einer Industriestadt zur "Dienstleistungsmetropole" aufdecken.

Wie ein Bericht zur "Förderung der Frauenerwerbsarbeit" feststellt, liegt einer der Gründe, warum Frauen im Schnitt 22% weniger "verdienen" als Männer, darin dass
- in Dortmund deutlich weniger Erwerbstätige sozialversichert beschäftigt sind als im Landesdurchschnitt (66,3% gegenüber 71%),
- gleichzeitig der Anteil der geringfügig Beschäftigten deutlich über dem Landesdurchschnitt liegt (15% zu 10%)
- und der Frauenanteil in Teilzeit- und Minijobs 68% beträgt (gegenüber nur 36% in Vollzeitarbeit).
Dies ist eine unmittelbare Folge des Dortmunder Umbaus zum "Dienstleistungszentrum", den die Stadtpolitik massiv vorangetrieben hat und weiter fördert.

Das städtische Sondervermögen "Technologiezentrum" soll jungen Hitech-Firmen Räume und Einrichtungen weit unter den marktüblichen Konditionen vermieten, was natürlich regelmäßig Defizite zu Lasten des städtichen Haushalts erzeugt. Nun berichtet das Sondervermögen von sinkender Auslastung im 1. Halbjahr 2014, weil die für den "Strukturwandel" hochgejubelten Hitechbranchen (IT, Biotechnologie, Mikrosystemtechnik, zum Teil auch Produktionstechnologie) in Schwierigkeiten stecken. Einige Ankermieter des Sondervermögens sind schon trotz der Subventionen aus der Stadtkasse insolvent, haben die Mietzahlungen ausgesetzt oder sich kleiner gesetzt. Grundstücksverkäufe scheiterten am Mangel an Käufern. Dem amtlichen "Strukturwandels"-Optimismus zum Hohn.

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