Dienstag, 9. September 2014

Notizen aus der Provinzhauptstadt: Wirtschaftspolitik drückt Renten in den Keller


Dortmunds subventionierter „Strukturwandel“ ist bei den Rentnern angekommen: Das Niveau der Neurenten sinkt dramatisch. Ein Dortmunder, der 2013 in Rente ging, erhält durchschnittlich 120 € weniger Rente als sein Kollege 20 Jahre vorher.

Der DGB NRW, der die Zahlen erhob, sieht die Ursachen nicht nur in der gesetzlich abgesenkten Rentenformel, nach der die Rentenhöhe schon jetzt nur noch 45 % des früheren Arbeitslohns beträgt (nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherung). Sondern auffällig seien die großen Unterschiede zwischen den einzelnen Städten und Gemeinden: „Dort, wo es eine starke industrielle Basis mit guten Tarifverträgen und anständigen Löhnen gibt, sind die Renten höher als in Städten, die vor allem durch Dienstleistungen und Verwaltung geprägt sind.Der Strukturwandel hat dazu geführt, dass mehr als ein Viertel der Dortmunder Erwerbstätigen nicht in der Lage ist, eine eigenständige Alterssicherung aufzubauen. Dies betrifft vor allem die dauerhaft geringfügig Beschäftigten, die keine Beiträge in die Rentenversicherung einzahlen. Der Anteil dieser Menschen steigt besonders in bestimmten Dienstleistungsbranchen (Logistik, Gesundheitswesen, Gastronomie, Callcenters u.a.). Gerade diese hat die Dortmunder Wirtschaftspolitik seit Jahren hochgejubelt und mit –zig Millionen städtischer Mittel gefördert.

Die Folge – vielen Neurentnern droht Altersarmut. Mit 946,50 € liegt die durchschnittliche Neurente in Dortmund noch unterhalb des Pfändungsfreibetrags, der amtlichen Armutsgrenze. Nur in vier Städten von ganz NRW sind die Neurenten noch krasser gesunken (Gelsenkirchen, Bottrop, Recklinghausen und Herne). Im Landesdurchschnitt bekommen männliche Neurentner 61 € mehr im Monat als in Dortmund.

Der DGB NRW zieht die Bilanz: „Die Menschen müssen immer länger arbeiten und haben dennoch immer niedrigere Rentenansprüche. Wenn es nicht gelingt, den Sinkflug der Neurenten zu stoppen, wird in Zukunft eine durchschnittliche Rente nicht mehr zum Leben reichen.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen