Lesermeinung zu RuhrNachrichten vom 03.02.2015: „Tausende sind in Arbeit zu bringen“
Ja, die
Menschen tun gerne Sinnvolles – aber der Markt hat leider nur Sinn für
profitable Tätigkeiten. Das Wort Kapitalismus kommt in dem Interview nicht vor
- er aber sorgt dafür, dass unprofitable Tätigkeiten „am Markt nicht entstehen“,
seien sie noch so sinnvoll. Wo es sie früher mal gab, wurden sie vom Markt
genommen und in Familie oder Kommune verwiesen.
Das
Reparatursystem Hartz IV beruht darauf, dass der Markt sich um die
Rausgeworfenen nicht zu kümmern braucht. Für ihn sind sie unbrauchbar, weg
damit. Die Politik, den Rausgeworfenen oder nie Reingekommenen mit amtlichem
Druck „Marktfähigkeit“ beizubringen, ist zynisch – denn marktgängige
Tätigkeiten sind dabei nicht erlaubt (werden unter der Hand allerdings abverlangt).
Jetzt
rufen Sozialpolitik und Arbeitsverwaltung nach „10.000 öffentlich geförderten
Arbeitsplätzen“ - als gäbe es die nicht längst. Frau Zoerner hat sie in der
Raumfahrt entdeckt: „vollständig öffentlich geförderte Arbeitsplätze.“ Auch Zoerner,
Neese und Neukirchen-Füsers selbst sitzen gut dotiert und durch Tarifverträge gesichert
auf solchen, im öffentlichen Dienst.
Aber was
sie nun vorschlagen, sind untertariflich ausgestattete Plätze für sinnvolle
Tätigkeiten oder anders gesagt für „gute Seelen.“ Von denen halten Stadt und
andere Träger in Räumen eigenen, zumeist minderen Rechts bereits 3.000 Menschen
(vgl. Ihren Hintergrundbericht vom 31.01.). Nur ganz wenige erreichen aus
solchen Programmen „den Markt“, die allermeisten bleiben im Kreislauf von
Armut, Hunger und Zwangssystem.
Das
Reparatursystem Hartz IV ist nicht zu reparieren. „Der Markt“ braucht Regeln,
die über den Profit hinausweisen.
Wolfgang
Richter
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