Samstag, 7. Februar 2015

Notizen aus der Provinzhauptstadt: Hinter’m Mond nichts Neues.


11,2 Milliarden Euro haben Deutschlands Stromverbraucher im Jahr 2013 gespart, weil in großem Umfang Erneuerbare Energien ins Stromnetz eingespeist wurden. Das ermittelten jetzt Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Auftrag der Siemens AG.
Im ganzen Land gründeten sich in den letzten Jahren 72 neue Stadtwerke, um von den Chancen der Energiewende für ihre Bürger zu profitieren. Doch in Dortmund gehen die Uhren anders, hier bleibt die Energieversorgung hinter’m Mond. Der hiesige Stadtwerke-Chef Pehlke bewies sich auf einer ganzen Zeitungsseite wieder mal als nibelungentreuer Lobbyist des Atom- und Braunkohle-Multi‘s RWE, mit dem er durch Über-Kreuz-Verflechtungen eng verbandelt ist. Wie Don Quichote ficht er gegen die Erneuerbaren Energien, und das mit Halbwahrheiten, die bekanntlich schlimmer als offene Lügen sind.

Pehlke’s Halbwahrheit:
Die Verbraucher würden „pro Jahr mit 25 Milliarden Euro EEG-Umlage belastet.“
Die volle Wahrheit zeigt die Studie der Nürnberger Wissenschaftler: Die rein konventionelle Stromerzeugung mit Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken, ohne Wind, Biomasse und Photovoltaik wäre in den vergangenen Jahren deutlich teurer ausgefallen als die Belastung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Den Kosten der EEG-Umlage von 20,4 Milliarden Euro standen im Jahr 2013 Einsparungen für konventionell erzeugten Strom von rund 31,6 Milliarden Euro gegenüber. Daraus errechnen sich für die Letztverbraucher – die den Strom privat oder gewerblich verwenden und nicht weiterveräußern – im Jahr 2013 trotz der Mehrkosten durch die EEG-Umlage insgesamt Einsparungen in Höhe von etwa 11,2 Milliarden Euro.
Der Grund dafür ist der Rückgang der konventionellen und nuklearen Stromerzeugung nach dem von der Bundesregierung beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie. Das verringerte Strom-Angebot hätte zwar das Verhältnis von Angebot und Nachfrage an den deutschen Strommärkten hin zu deutlich höheren Börsenpreisen verschoben. Aber der Ausbau Erneuerbarer Energien und das daraus resultierende Überangebot an den Strommärkten wirkten sich preismindernd aus.
Allerdings fällt die Ersparnis unterschiedlich groß aus. Für Privathaushalte und gewerbliche Stromverbraucher entsprach die Einsparung von 5,29 ct/kWh durch die Stilllegungen in etwa den Mehrkosten der EEG-Umlage von 5,277 ct/kWh – für sie hätte sich also wenig geändert, aber nichts verschlechtert. Für die von der EEG-Umlage befreiten Betriebe aber hätten sich die Einsparungen mehr als verdoppelt auf knapp 11 Milliarden Euro.

Pehlke‘s Halbwahrheit:
„Wenn wir diesem Systemansatz (der Energiewende) jetzt nicht gegensteuern, ist die Versorgungssicherheit ab 2020 aufgrund des Ausstiegs aus der Kernkraft nicht mehr gewährleistet.“
Im exakten Gegensatz zu dieser Gerüchtemacherei zeigt die Nürnberger Studie: Ohne Wind und Photovoltaik, nur mit der maximal zur Verfügung stehenden konventionellen und nuklearen Erzeugungskapazität hätte 2013 die Nachfrage allein nicht gedeckt werden können. Dies bedeutet zwar nicht automatisch, dass Großstörungen („Blackouts“) entstanden wären, da die Betrachtung Reservekraftwerke und mögliche Stromimporte nicht berücksichtigt. Aber ein stabiler Netzbetrieb konnte nur durch die Einspeisung Erneuerbarer Energien sicher gewährleistet werden. Erneuerbare Energien erhöhen also vor dem Hintergrund reduzierter konventioneller und nuklearer Kraftwerkskapazitäten auch die Versorgungssicherheit am bundesdeutschen Strommarkt.

Details und link zur Studie: http://www.nachdenkseiten.de/?p=24905#h014
zu Pehlke`s Halbwahrheiten und seiner Hinter’m-Mond-Strategie der Dortmunder Stadtwerke: RuhrNachrichten 07.02.15, Seite DOLO2.

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