Freitag, 6. März 2015

Notizen aus der Provinzhauptstadt: Spekulationsruine steht noch.


Heute muss ich einen persönlichen Stoßseufzer loswerden, den mir jede-r Dortmunder Lokalpatriot-in übel nehmen wird. Hier stehe ich und kann nicht anders.
In schöner Umgebung leben zu können ist ein großes Glück. Ich hatte das Glück, die meisten Jahre in sehr schönen Städten zu leben: in einer südniedersächsischen Kleinstadt, in Berlin, München, Köln. Dann zog es mich nach Dortmund. Seither weiß ich: Viele Leute lieben Dortmund, weil sie hier verwurzelt sind, manche lieben die eine oder andere schöne Ecke in Dortmund, aber mich muss niemand mehr über die Sprachverwandtschaft zwischen „hässlich“ und „Hass“ aufklären. Und besonders ein Gebäude erweckt bei mir immer wieder aufs neue den Eindruck, als hätte Dortmund es darauf angelegt, an Hässlichkeit sich selbst in den Schatten zu stellen: das „Dortmunder U“.
Erklären lässt sich dies architektonische Monster nur aus Größenwahn, Protzsucht und Kriecherei vor einem Industriekonzern, der ein wertlos gewordenes Lagerhaus billig loswerden wollte. - - Billig?? Über die haarsträubende Kostenexplosion dieser Spekulationsruine ist genug geklagt worden. Vorerst muss offen bleiben, ob jemals ein Gericht den Verschwendungsexzess ahnden wird. Solange bleibe ich bei diesem Stoßseufzer: Nach allem was ich an gebauter Schönheit erleben durfte, kann ich mich an soviel Hässlichkeit einfach nicht gewöhnen. Und wage nicht zu hoffen, einstmals werde eine neue Ratsmehrheit den Schönheitssinn aufbringen, diese optische Beleidigung in die Luft zu sprengen.
Wie, über Geschmack lässt sich nicht streiten? Für Schönheit aber schon, und also auch über ihr Gegenteil.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen