Dienstag, 14. Juli 2015

OXI - gegen das Europa als deutsche Kolonie - ein Europa der Menschen!


Zu strategischen Konsequenzen für die Linke aus der Eurokrise
Nach dem Anschluss der DDR und ihrer Enteignung durch eine Räuberbande namens "Treuhand", nach der kriegerischen Zerstörung Jugoslawiens mit anschließender "Neuordnung" des Balkans hat jetzt die bedingungslose Kapitulation Griechenlands vor der nackten ökonomischen Erpressung durch seine Gläubiger den deutschen Herrschaftsanspruch über ganz Europa erneut mit Flammenschrift an die Wand geschrieben. Und für alle Welt sichtbar enthüllte sich die Europäische Union als die absolut inhumane Kommandostruktur der neuen Kolonialmacht.
Der Traum auch mancher Linker, diese EU ließe sich wirtschaftlich, demokratisch und sozial erneuern, reformieren, humanisieren, hat sich damit wohl für die allermeisten Linken endgültig ausgeträumt.
Unabhängig davon, ob die EU sich das deutsche Diktat dauerhaft gefallen lassen kann oder die Widersprüche aus der ungleichzeitigen Entwicklung der EU-Länder die Zwangsgemeinschaft über kurz oder lang zerreißen müssen - unabhängig davon muss die europäische Linke im Licht der Eurokrise ihre strategische Position zur EU überprüfen und klarer bestimmen:
Statt illusionärer Reformbemühungen am untauglichen Objekt muss sie darauf orientieren, diesen antidemokratischen Herrschaftsapparat auszuhebeln, nämlich durch die Zusammenarbeit der europäischen Nationalitäten auf den Prinzipien der Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, Gleichberechtigung und solidarischer gegenseitiger Hilfe zu unterlaufen.
OXI zur marktkonform-technokratisch-antidemokratischen EU, das klingt furchtbar linksradikal - aber unsere Eliten haben Europa an einen Punkt manövriert, ab dem die Scheidelinie zwischen linksradikal und "gemäßigt" da verläuft, wo Slavoj Zizek sie drei Tage vor dem griechischen OXI zog: "Bei näherer Betrachtung seiner (Varoufakis') Vorschläge muss einem unweigerlich auffallen, dass sie vor vierzig Jahren Teil des sozialdemokratischen Standardprogramms gewesen wären; die schwedischen Regierungen der 1960er Jahre etwa verfolgten weitaus radikalere Ziele. Es ist ein trauriges Zeichen unserer Zeit, dass man heutzutage der radikalen Linken angehören muss, um dieselben Mittel zu befürworten - ein Zeichen finsterer Zeiten..."
Das bedeutet übrigens nie und nimmer, dass Linke nicht auch weiter innerhalb der EU-Strukturen arbeiten - sondern auf das Ziel ihrer Arbeit kommt es an. Das Ziel bestimmt die Methoden: Die Zusammenarbeit der Menschen muss von unten und "draussen" aufgebaut werden. Darauf muss künftig der Schwerpunkt linker Europapolitik liegen.

In der Eurokrise hat die SPD ihre Rolle als Stütze des deutschen Herrschaftsanspruchs, für die sie sich seit 1914 immer wieder hergab, einmal mehr auf die Spitze getrieben. Die Mehrzahl ihres Führungspersonals war sich nicht zu schade, populistisch in die reaktionäre Hetze gegen das griechische Volk einzustimmen. Und wie sich zeigte, hat auch die Parteibasis ihre einstigen Grundwerte der internationalen Solidarität und der Solidarität mit den Schwachen und Opfern des Kapitalismus vollständig vergessen.
Mit dieser SPD verbietet sich für Linke eine Regierungskoalition. Alle Spekulationen auf einen Politikwechsel durch "rot-rot-grüne" Regierungsübernahme haben sich damit für lange erledigt.

Die griechische Regierung musste auch deshalb kapitulieren, weil die Solidaritätsbewegung europaweit noch viel zu schwach blieb, um die Erpresser unter Druck zu setzen. Ursachen sind zum einen, dass nach jahrzehntelanger Defensive im pausenlosen Dauerbeschuss der neoliberalen Propagandamedien viele Linke den ungleichen Kampf aufgegeben haben.
Die Resignation verstärken zum anderen Strukturen und strategische Fehlentwicklungen linker Organisation. Eine vor allem parteiförmig aufgestellte, sich in Parlamenten und Verwaltungsapparaten erschöpfende Linke, die hofft, mit Gesetzesinitiativen und Talkshow-Auftritten die EU reformieren zu können, wirkt weder überzeugend noch mobilisierend.
So unverzichtbar auch solche Aktionsformen sind und bleiben - der Schwerpunkt linker Organisationsarbeit muss heute auf die Massenmobilisierung verlagert werden. Dies hat SYRIZA uns einen historischen Moment lang exemplarisch vorgemacht mit ihrer OXI-Kampagne zum Referendum.
Noch einmal Zizek: "SYRIZA...stellt sehr wohl eine Bedrohung für die gegenwärtige Ausrichtung der EU dar - der globale Kapitalismus kann sich eine Rückkehr zum alten Wohlfahrtsstaat nicht leisten... Was, wenn der Moment gekommen ist, die Maske der Bescheidenheit fallen zu lassen und für einen wesentlich radikaleren Wandel einzutreten, um auch nur bescheidene Erfolge zu erzielen? Vielleicht ist das Referendum der erste Schritt in diese Richtung."

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