Vor kurzem schrieb ich in diesem Blog über das Versagen der EU-„Integration von Oben“ im Zusammenhang mit den Flüchtlingsströmen. Etwa zeitgleich lieferte Heiner Flassbeck, bis Ende 2012 Chef-Volkswirt der UNCTAD (United Nations Conference on Trade And Development), den faktischen Nachweis für diesen Zusammenhang. Hier mein Resümee seines Gedankengangs.
Dass junge, vergleichsweise gut ausgebildete Migranten (vor
allem ja Männer) gerade nach Deutschland drängen, ist nachvollziehbar. Können
sie doch hier bei einer der niedrigsten Arbeitslosenquoten und relativ hohem
Einkommensdurchschnitt in Europa am ehesten auf eine gesicherte Existenz
hoffen. Dass umgekehrt die deutsche Regierungspolitik auf eine „gerechte“, zu
den Bevölkerungszahlen proportionale Verteilung der Flüchtlingsströme über ganz
(EU-)Europa drängt, erscheint auf den ersten Blick ebenso einleuchtend.
Die Sprengkraft dieses Widerspruchs zeigte sich, als die
meisten Nachbarstaaten sich weigerten, Deutschland den Gefallen zu tun und fortfuhren,
Flüchtlinge nach Deutschland durchzuschleusen. Dafür können sie ins Feld
führen, dass der Zuwanderungsdruck auf Deutschland ja Indiz und Folge seines
enormen Vorsprungs in der Wirtschaftskraft gegenüber den anderen Euroländern
ist.
Wie aber konnte die
deutsche Wirtschaft ihren Vorsprung seit der Gründung der Währungsunion
dermaßen ausbauen? Indem sie durch aggressive, staatlich forcierte Senkung der
Lohnstückkosten (Hartz IV u.a.) ihre Arbeitsmarktprobleme in die anderen Euroländer
exportierte und dort die heimischen Produzenten an die Wand drückte.
Heiner Flassbeck zieht daraus das Fazit: „Deutschland bleibt
allein in der Flüchtlingskrise, weil es in der Eurokrise die anderen über den
Tisch gezogen hat.“ Die Folge: Flüchtlingskrise und Wirtschafts- und
Finanzkrise der EU/Eurozone überlagern und verstärken sich gegenseitig zu einem
Problemknäuel, dem die Integrationskraft der europäischen Politik nicht mehr
gewachsen ist.
Hier der Link zu Flassbecks Aufsatz: http://www.flassbeck-economics.de/tag/fluechtlinge/
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