Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) - Landesverbandes Nordrhein-Westfalen beschloss einstimmig diese Resolution „gegen Fremdenfeindlichkeit und Hetze“:
10 Punkte
gegen Fremdenfeindlichkeit und Hetze – Resolution für Flüchtlinge
- Als Eisenbahner begegnen wir täglich Flüchtlingen.
Ob in den
Reisezentren, auf den Bahnsteigen, in den Zügen des Fern- und Regionalverkehrs:
Flüchtlinge begegnen den Bahn-Beschäftigten in NRW überall. Kleine Hilfen und
große Hilfsaktionen sind gefragt. Im Alltag der Bahnerinnen und Bahner sind es
oft Antworten auf ganz einfache Fragen: Wie heißt der Bahnhof in der Nähe
meiner Unterkunft? Gibt es den Fahrplan auch auf Englisch? Muss ich vor der
Polizei Angst haben, oder hilft sie mir? In Nordrhein-Westfalen haben
Eisenbahnerinnen und Eisenbahner seit jeher Erfahrung im Umgang mit Menschen
aus anderen Nationen. Wir begegnen diesen Menschen – Touristen genauso wie
Flüchtlingen – mit Respekt, Entgegenkommen, Hilfsbereitschaft und
Freundlichkeit. Jeder Flüchtling, der zu uns kommt, hat ein besonderes
Schicksal. Die EVG in NRW heißt schon deshalb Flüchtlinge besonders willkommen.
- Wer gegen Menschen in Not hetzt, hat in unserer Gewerkschaft keinen Platz!
In den
sozialen Netzwerken sind Hass und Hetze gegen Flüchtlinge unerträglich
geworden. Viele Nutzer schrecken nicht vor Nazi-Begriffen und offenen
Gewaltandrohungen zurück. Davor kann keine Gewerkschaft die Augen verschließen.
Fest steht: Wer gegen Flüchtlinge hetzt, der hat in der EVG nichts verloren!
- Das ehrenamtliche Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger sowie von Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern hat unsere volle Unterstützung.
Tausende
Menschen engagieren sich in NRW für Flüchtlinge, sie spenden Kleidung, geben
Deutsch-Unterricht, helfen bei Briefen ans Amt. Auch viele EVG-Mitglieder sind
ehrenamtlich aktiv. Das hat unsere volle Unterstützung und verdient
unsereAnerkennung. Aber es ist auch klar: Ohne deutlich mehr staatliche
Anstrengungen wird es nicht gehen – von der sprachlichen und beruflichen
Integration bis zum menschenwürdigen wohnen.
- Zuwanderung ist eine große Chance für die Gesellschaft, keine Gefahr. NRW wurde wirtschaftlich stark durch Zuwanderung.
Von den
Bergarbeitern aus Osteuropa und Frankreich der vorletzten Jahrhundertwende bis
hin zu den türkischen, griechischen, italienischen, spanischen und
jugoslawischen Gastarbeitern der 60er und 70er Jahre: Nordrhein-Westfalen wäre
ohne Migranten und Flüchtlinge nicht das, was es heute ist. Zuwanderer sind
keine Gefahr, sondern eine Bereicherung. Und: Viele von denen, die jetzt Hass
gegen Flüchtlinge verbreiten, stammen selbst von Flüchtlingen ab. Nach all der
Flucht und Vertreibung – auch der Deutschen – im 20. Jahrhundert müsste das
eigentlich jeder wissen.
- Uns droht keine Islamisierung, sondern eine neue Gefahr von rechts.
Diejenigen,
die am meisten Vorurteile gegen den Islam verbreiten, wissen oft am wenigsten
darüber. Ja, es gibt Fanatiker und Radikale auch unter Muslimen – wie in jeder
Religion. Doch genau vor denen fliehen viele der Flüchtlinge. Die konkrete
Gefahr, die jetzt gebannt werden muss, geht im Moment von rechten
Stimmungsmachern im Netz und auf der Straße aus.
- Smartphones sind für Flüchtlinge kein Luxus, sondern lebenswichtig.
Ein
beliebtes Vorurteil gegenüber Flüchtlingen lautet, sie hätten die neuesten
Smartphones, könnten also „nicht so arm dran sein“. Das ist Unsinn. Denn Smart-
Phones mit Internet-Empfang sind für Flüchtlinge keine Spielerei, sondern
überlebensnotwendig. So orientieren sie sich auf der Flucht und halten den
Kontakt zu ihren Angehörigen.
- Menschen fliehen nicht Tausende Kilometer, um in Deutschland 143 Euro Taschengeld zu bekommen. Sie sind in Not.
Neben
Verpflegung und Unterbringung erhalten Asylbewerber derzeit 143 Euro
Taschengeld im Monat. Niemand verlässt deshalb seine Heimat. Und niemand
riskiert dafür sein Leben. Wenn Menschen in Not sind, braucht es keinen Neid,
sondern Mitgefühl. Es ist eine Schande, wenn Flüchtlinge auch noch in
Deutschland um ihre Sicherheit fürchten müssen, weil Rechte die Asylunterkünfte
bedrohen.
- In der Flüchtlingskrise ist das Know-how der Eisenbahner gefragt. Aber auch die Bahn ist gefordert.
Bahn-Mitarbeiter
leisten einen enormen Beitrag für die Bewältigung der Flüchtlingskrise. In den
Zügen und an den Bahnhöfen sorgen sie dafür, dass Hunderttausende innerhalb
Deutschlands und in NRW an ihr Ziel kommen. Die Sympathie und Solidarität mit
den Flüchtlingen ist groß – aber auch die Belastung. Deshalb ist auch die
Deutsche Bahn gefordert, für Entlastung zu sorgen. Durch mehr Personal, mehr
Züge und mehr finanzielle Mittel.
- Die Bahn braucht Fachkräfte – und kann vielen Flüchtlingen eine Perspektive geben.
Hinzu kommt:
Die Flüchtlinge sind auch eine riesige Chance für die Bahn selbst. Viele von
ihnen sind in dem Alter, in dem eine Ausbildung beginnt. Mit Blick auf den
drohenden Fachkräftemangel gerade in den technischen Berufen birgt die
Zuwanderung auch ein großes Potential. Für die EVG NRW ist klar: Viele
Asylsuchende von heute werden die Kollegen von morgen sein.
- Angst ist kein guter Ratgeber. Empathie und Solidarität mit den Flüchtlingen stehen uns gut zu Gesicht.
Bei allen
praktischen Herausforderungen stehen bei der Flüchtlingsdebatte aus Sicht der
EVG NRW grundsätzliche Fragen im Mittelpunkt: Schaffen wir es, den zu uns
kommenden Menschen mit Empathie und Solidarität zu begegnen? Sind wir dafür
bereit, uns mit Hetzern und Fremdenfeinden anzulegen? Die Antwort darauf kann
nur „Ja“ sein. Als Eisenbahner stehen wir in der Pflicht gegenüber dem
(Fahr-)Gast. Als Gewerkschafter stehen wir in der Pflicht gegenüber dem
Schwächeren. Daher verdienen Fremdenfeinde die rote Karte. Menschen in Not
verdienen unsere volle Unterstützung.
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