Auf Einladung des SPD-Lokalpolitikers Andreas Bach trafen sich am 08.Juli 2016 etwa zwanzig Dortmunder Mitglieder der SPD, der Grünen und der LINKEN zu einem "Cross-over". Solche parteiübergreifenden Gesprächsrunden organisiert bundesweit seit 2010 das "Institut Solidarische Moderne" (ISM), um die Zusammenarbeit zwischen den drei Parteien zu stärken, gemeinsam den Rechtstrend zu bekämpfen und Chancen für einen Politikwechsel nach links, weg von der für die Demokratie tödlichen GroKo zu nutzen.
Den Aufschlag zu dieser Dortmunder Crossover-Beratung
lieferte der Vorstandssprecher des ISM Thomas Seibert mit einem Papier
"Mit der Demokratie neu beginnen - Gegen die Politik der Angst, für eine
Politik der Hoffnung", das er in einem längeren Vortrag erläuterte.
Aus der Beschreibung der überaus brenzligen Situation in
Deutschland, der EU und der westlichen Welt zog er den Schluss, dass die
beliebte Rede, das Zeitalter von Rechts und Links sei beendet, moderne Politik
sei weder rechts noch links, sondern sachgerechtes Krisenmanagement, falsch
war. Alle Konzepte zur Krisenbewältigung sprechen eine deutliche Sprache:
Rechts und Links sind und bleiben die beiden Pole von Gesellschaft und Politik,
und die Mitte, sofern es sie gibt, muss sich für den einen oder den anderen Pol
entscheiden. Links gegen Rechts, "die gute Welt gegen die schlechte",
so Seibert:
Die Welt der Rechten setzt auf Ungleichheit, schottet sich
ab und grenzt andere aus, schürt Ängste, Hass und Gewalt. Das gilt nicht nur
für PEGIDA und AfD, sondern als deren Stichwortgeber auch für die heute
Regierenden von Seehofer, Merkel bis Cameron und Orban. In der Welt der Rechten
sind ökonomische Ungleichheiten „leistungsgerecht“, Geschlechtergerechtigkeit
„widernatürlich“, ökologische Risiken „übertrieben“ und Emanzipationsansprüche
der Unterklassen „unangemessen“. Darin treffen sich Rechtspopulist*innen und
Neoliberale.
In der Welt der Linken wird gegen die herrschende Politik
der Verängstigung eine Politik der Hoffnung gesetzt, Verschiedenheit durch eine
soziale Infrastruktur ermöglicht, die allen gleichermaßen den Zugang zu den
notwendigen und gesellschaftlich wünschenswerten Gütern ermöglicht. In der
linken Welt ist die Vermeidung der ökologischen Katastrophe keine Frage des
Geldes, sondern Menschenrecht und -pflicht.
Wohlweislich betonte Seibert: Rechte gibt es überall, in
Politik und Wissenschaft, Zivilgesellschaft und sozialen Bewegungen, aber auch
in der Sozialdemokratie, bei den Grünen und der Linkspartei. Und ebenso gibt es
Linke nicht nur in den Zusammenschlüssen und Organisationen, die sich
ausdrücklich so nennen. Menschen, die links, jedoch nicht notwendig „Linke“
sind, gibt es in der breiten Mitte, die sich selbst als „unpolitisch“
bezeichnet (es aber nicht ist). Die meisten, auch Viele von uns selbst haben
ihre Stimme den Parteien der linken Mitte bzw. der Linken gegeben, oft aus
Gründen der strategischen Abwägung. Sie und auch wir selbst haben nie geglaubt,
dass der sozial-ökologisch-demokratische Umbau, der dringend ansteht, die Frucht
einer rot-grün-roten Koalition sein könnte.
Einen Neubeginn zu wagen schließt deshalb ein, mit der
Mosaik-Linken neu zu beginnen: sie endlich zur gesellschaftsverändernden Linken
eines gemeinsamen Programms zu machen. Das ISM schlägt vor, damit in lokalen
politischen Foren zu beginnen, von unten nach oben und quer zu den politischen
Bindungen, in denen wir stehen und in denen die meisten weiterhin politisch
aktiv sein werden.
Zunächst geht es nur um die Zeit bis zur Bundestagswahl im
Herbst 2017. Beginnen wir mit dem solidarischen Streit um das Gemeinsame: das
gemeinsame Programm und Projekt der Bewegung des Willkommens, der Widerstände
gegen den Rassismus, gegen Pegida und AfD, der Massenproteste gegen die
neoliberale Prekarisierung des Lebens. Dieses Projekt und Programm wird auch
das Gemeinsame sein, für das sich Hunderttausende im Beruf und im Alltag, in
Gewerkschaften, Sozial- und Umweltverbänden und natürlich auch in Parteien
einsetzen.
Parteipolitisch, parlamentarisch wäre das nur insoweit, als
auch die Parteien (nicht alle, aber jedenfalls SPD, Grüne und Linke) sich der
Notwendigkeit eines sozial-ökologisch-demokratischen Umbaus stellen müssen, an
ihm kommen sie nicht vorbei.
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