Vor ein paar Tagen empfahl Roland Berger, als Gründer und
Chef der gleichnamigen Unternehmensberatungsfirma einer der einflussreichsten
deutschen Wirtschaftslenker, Deutschland solle aus der Eurozone austreten.
"Wir sollten nicht soviel darüber nachdenken, ob Griechenland gerettet
werden kann, sagte Berger in einem Interview mit Handelsblatt-Global
(13.12.2016), "stattdessen sollten wir erwägen, ob es nicht logischer ist,
dass Deutschland die Eurozone verlässt, um die EU als ganze zu erhalten."
Radikale Lösungen seien notwendig, um den
"katastrophalen Zustand" zu beenden, der nach seiner Meinung in
erster Linie durch die Währungsunion verursacht sei. Deutschlands finanzielle
und wirtschaftliche Stärke, wie sie sich im Überschuss seiner Leistungsbilanz
zeigt, habe ein Ungleichgewicht innerhalb der Europäischen Union geschaffen,
das anders nicht zu beheben sei als durch den deutschen Austritt.
Doch würde Deutschland, wie der Wirtschaftsberater sagte,
niemals so einen radikalen Schritt wagen. Deshalb schlägt er eine alternative
Lösung vor: "Die andere klare Lösung zur Rettung des Euro wäre eine
Transferunion, wie sie lange Zeit zwischen den deutschen Ländern
existierte."
Soweit Roland Berger. Dass aber die deutsche Führung so eine
Transferunion, also den Finanzausgleich zwischen Schuldner- und
Gläubigerstaaten und eine abgestimmte Finanz- und Wirtschaftspolitik in Europa
stur verweigert, stellte der ehemalige Direktor der Deutschen Bundesbank und
ehemaliger Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Otmar Issing klar.
Seiner Meinung nach soll die EZB unverändert Preisstabilität verfolgen und die
Regierungen zu „soliden“ öffentlichen Finanzen drängen, also in Richtung der
berüchtigten "schwarzen Null". Damit steht Deutschland weiterhin in
krassem Gegensatz zu den meisten Ökonomen in USA, UK, China, Japan. Alle diese
Länder halten sich die Möglichkeit eines „bail-out“ offen, weil sie seit
Lehman-Brothers wissen: Geht eine Bank Pleite, könnten andere folgen, und am
Ende kippen sie alle wie Dominosteine um. Issing und die Deutsche Bundesbank
hingegen sehen eine Finanzunion als "Desaster". Eine Erhöhung der
Staatsausgaben in Deutschland lehnt Issing kategorisch ab. Selbst bei
Massenarbeitslosigkeit darf der Staat nicht Arbeitsplätze schaffen durch zusätzliche
Ausgaben, er muss sie sogar durch Austeritätspolitik vernichten.
Entsprechend dunkel sieht er die Zukunft der Eurozone. Die
Währungsunion werde von Krise zu Krise taumeln, dies könne aber nicht unendlich
weitergehen. Eines Tages werde das Kartenhaus kollabieren, prophezeit Issing -
einer der wichtigsten Architekten der Währungsunion auf deutscher Seite.
Wie es weitergehen soll, verrät Issing uns nicht. Durch ein
neues Verbundsystem zwischen nationalen Währungen die europäische Einigung vom
Kopf auf die Füße zu stellen, kommt auch ihm nicht in den Sinn.
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