Freitag, 16. Dezember 2016

Top-Ökonomen sehen den Euro am Ende

Vor ein paar Tagen empfahl Roland Berger, als Gründer und Chef der gleichnamigen Unternehmensberatungsfirma einer der einflussreichsten deutschen Wirtschaftslenker, Deutschland solle aus der Eurozone austreten. "Wir sollten nicht soviel darüber nachdenken, ob Griechenland gerettet werden kann, sagte Berger in einem Interview mit Handelsblatt-Global (13.12.2016), "stattdessen sollten wir erwägen, ob es nicht logischer ist, dass Deutschland die Eurozone verlässt, um die EU als ganze zu erhalten."

Radikale Lösungen seien notwendig, um den "katastrophalen Zustand" zu beenden, der nach seiner Meinung in erster Linie durch die Währungsunion verursacht sei. Deutschlands finanzielle und wirtschaftliche Stärke, wie sie sich im Überschuss seiner Leistungsbilanz zeigt, habe ein Ungleichgewicht innerhalb der Europäischen Union geschaffen, das anders nicht zu beheben sei als durch den deutschen Austritt.

Doch würde Deutschland, wie der Wirtschaftsberater sagte, niemals so einen radikalen Schritt wagen. Deshalb schlägt er eine alternative Lösung vor: "Die andere klare Lösung zur Rettung des Euro wäre eine Transferunion, wie sie lange Zeit zwischen den deutschen Ländern existierte."

Soweit Roland Berger. Dass aber die deutsche Führung so eine Transferunion, also den Finanzausgleich zwischen Schuldner- und Gläubigerstaaten und eine abgestimmte Finanz- und Wirtschaftspolitik in Europa stur verweigert, stellte der ehemalige Direktor der Deutschen Bundesbank und ehemaliger Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Otmar Issing klar. Seiner Meinung nach soll die EZB unverändert Preisstabilität verfolgen und die Regierungen zu „soliden“ öffentlichen Finanzen drängen, also in Richtung der berüchtigten "schwarzen Null". Damit steht Deutschland weiterhin in krassem Gegensatz zu den meisten Ökonomen in USA, UK, China, Japan. Alle diese Länder halten sich die Möglichkeit eines „bail-out“ offen, weil sie seit Lehman-Brothers wissen: Geht eine Bank Pleite, könnten andere folgen, und am Ende kippen sie alle wie Dominosteine um. Issing und die Deutsche Bundesbank hingegen sehen eine Finanzunion als "Desaster". Eine Erhöhung der Staatsausgaben in Deutschland lehnt Issing kategorisch ab. Selbst bei Massenarbeitslosigkeit darf der Staat nicht Arbeitsplätze schaffen durch zusätzliche Ausgaben, er muss sie sogar durch Austeritätspolitik vernichten. 

Entsprechend dunkel sieht er die Zukunft der Eurozone. Die Währungsunion werde von Krise zu Krise taumeln, dies könne aber nicht unendlich weitergehen. Eines Tages werde das Kartenhaus kollabieren, prophezeit Issing - einer der wichtigsten Architekten der Währungsunion auf deutscher Seite.

Wie es weitergehen soll, verrät Issing uns nicht. Durch ein neues Verbundsystem zwischen nationalen Währungen die europäische Einigung vom Kopf auf die Füße zu stellen, kommt auch ihm nicht in den Sinn.

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